Gedenktafeln in Weilburg

Tafel 1 - Familie Bravmann
Die Geschichte der Familie Bravmann ist von Flucht und Vertreibung geprägt. So musste Sigmund Bravmann mit Familie 1939 nach Frankreich fliehen und von dort in die USA. Besonders dramatisch gestaltete sich die Flucht seines Sohnes Max samt Familie mit dem überladenen Schiff „Navemar“ über den Atlantik. In Baltimore sind schließlich alle Bravmanns wieder vereint.

Tafel 2 - Familie Jessel
Viele Jahre führten und repräsentierten die Geschwister Berthold, Louis und Flora Jessel das gleichnamige Textilgeschäft, das ihr Vater Joseph Carl in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet hatte. Das renommierte Geschäft ging Ende 1933 in Konkurs, und die Lebenswege der Geschwister trennten sich: Louis und Flora zogen nach Bad Ems zu ihrer Schwester Jenni. Dort erlebten sie schwere Zeiten, wurden deportiert und starben schließlich in Theresienstadt. Ihr Bruder Berthold versuchte, in Frankreich, der Heimat seiner Frau, Fuß zu fassen, was ihm aber nicht gelang. Er beging 1936 in Wiesbaden Selbstmord.

Tafel 3 - Familie Niedrée
Die Ehe zwischen Hermann und Cilla Niedree wurde 1924 geschlossen. Ab 1935 galt die Ehe als so genannte „Mischehe“ und der gemeinsame Sohn Willi als sogenannter „Halbjude“. Die Ehe wurde geschieden, Cilla plante, nach England auszuwandern. Wegen des Kriegsausbruchs kam die Auswanderung nicht zustande. Cilla zog nach Frankfurt, wo sie 1943 Selbstmord beging, als sie deportiert werden sollte. Willi überlebte das KZ Buchenwald, wurde aber nach dem Krieg Opfer eines Gewaltverbrechens.

Tafel 4 - Familie Schwarz
Von 1910 bis 1926 betrieb der aus Heckholzhausen stammende Metzgermeister Albert Schwarz im Haus Niedergasse 5 eine Metzgerei. 1926 verzog er mit seiner Familie – Ehefrau Sarah und die Kinder Kurt, Berta, Ludwig und Walter – nach Frankfurt/Main. 1933 verstarb er in Frankfurt. Die anderen Mitglieder der Familie wanderten nach 1933 aus: Berta nach Neuseeland und die drei Söhne mit ihrer Mutter nach Südafrika.

Tafel 5 - Familie Simon
Im Jahre 1906 ließen sich die Eheleute Max und Ida Falk in Weilburg nieder und übernahmen die Lederwarenhandlung Dienstbach. 1913 wurde ihnen die Tochter Ilse geboren. 1935 heirate der Kaufmann Jakob Erich Simon, geboren in Weyer, die Tochter Ilse und trat in die Firma seines Schwiegervaters als Teilhaber ein. Im Gefolge des Novemberpogroms 1938 war Falk Häftling in Buchenwald und Simon Häftling in Dachau. Simon konnte sich 1939 durch eine abenteuerliche Flucht nach Südamerika vor einer erneuten Einlieferung nach Dachau retten. Seine Ehefrau und seine Schwiegereltern wurden dagegen im November 1941 Opfer eines Massakers bei Kowno (Kaunas) in Litauen.

Tafel 6 - Familie Stern
Dem Futtermittelhändler Alexander Stern und seiner Ehefrau Mathilde wurden zwischen 1897 und 1908 in dem kleinen und engen Haus Niedergasse 7 sieben Kinder geboren: Arthur Gustav, Sophie, Flora, Siegfried, Ludwig, Sidonie und Otto. Nach 1933 gingen Mathilde und sechs Kinder den Weg der Emigration, nur Sidonie verblieb in Deutschland. Ludwig und Sophie, die in die Niederlande emigriert waren, wurden Opfer des Holocaust. Sidonie überlebte die NS-Zeit in einer so genannten „Mischehe“.

Tafel 7 - Familie Wallach
Siegmund und Rosa Arnstein betrieben im Haus Niedergasse 10 ein florierendes Textilgeschäft. Ihnen wurden zwei Töchter, Frieda und Cilla, geboren. Cilla heiratete 1924 den Zahnarzt Niedree, und Frieda heiratete 1920 den aus Nordhessen stammenden Kaufmann Adolf Wallach. Dieser trat als Teilhaber in die Firma seines Schwiegervaters ein. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Geschäft vollständig verwüstet. Wallach wurde zu Boden geschlagen, er erlitt eine schwere Kopfverletzung und wurde nach Buchenwald verbracht. Viele Mitglieder der Familien Arnstein und Wallach wurden Opfer des Holocaust.