Tontafeln
Die Tontäfelchen zur Erinnerung an die jüdischen Weilburger zwischen 1918 und 1945 sind ein bedeutendes Zeugnis der Erinnerungskultur in Weilburg. Ihre Geschichte reicht zurück bis zum November 1988: Erstmals wurde damals eine außergewöhnliche Tafel enthüllt, die direkt an der Wand der Schlosskirche angebracht wurde. Sie bestand aus vielen kleinen Tontäfelchen, in die die Namen aller jüdischen Weilburger (1918 – 1940) eingeritzt waren. Diese waren von einer katholischen Jugendgruppe unter Leitung von Bernadette Ackva, der damaligen Pastoralreferentin der katholischen Kirchengemeinde Weilburg, angefertigt worden. Von Anfang an war die Beteiligung junger Menschen ein wichtiger Bestandteil dieses Gedenkprojekts.
Die Initiative zur Erstellung der Tontäfelchen geht auf das Jahr 1988 zurück, als die Stadt Weilburg gemeinsam mit der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde sowie dem Arbeitskreis Jugend Veranstaltungen zur Erinnerung an die Novemberpogrome von 1938 organisierte. Die damals enthüllte Tafel wurde in den nachfolgenden Jahren zu einem zentralen Ort des Gedenkens in der Stadt und zog Besucher aus nah und fern an.
Über zwanzig Jahre war diese Tafel ungeschützt dem Wetter ausgesetzt gewesen und hatte deswegen langsam, aber stetig Schaden genommen. Im Jahr 2010 entschied die evangelische Kirchengemeinde deshalb, die Tafel von 1988 abzunehmen und durch eine neue zu ersetzen.
Das Konzept für die neue Tafel war weitgehend identisch mit dem für die alte Tafel: Die Namen der jüdischen Weilburger sollten wieder auf individuell gestalteten Tontäfelchen verewigt werden. Diesmal aber sollten die Tontäfelchen in einem Schaukasten Platz finden, der in unmittelbarer Nähe der Schlosskirche aufgestellt werden sollte. Auch diesmal sollten wieder junge Menschen die Täfelchen erstellen. Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 b des Gymnasium Philippinum Weilburg und ihre Geschichtslehrerin, Frau Barbara Klass, konnten für dieses Vorhaben gewonnen werden und fertigten während der Projektwoche im Oktober 2010 44 Tontäfelchen an.
Die Einweihung der neuen Tafel im Januar 2011 wurde von vielen Weilburger Bürgern begleitet und zeigte erneut die Bedeutung dieses Gedenkorts für die Gemeinschaft. In den folgenden Jahren wurde die Tafel weiterentwickelt und ergänzt, unter anderem mit einer Fotoleiste, die den jüdischen Weilburgern ein Gesicht gab.
Die begleitende Artikelserie im Weilburger Tageblatt sowie die Veröffentlichung dreier Broschüren über das jüdische Leben in Weilburg trugen dazu bei, die Geschichte und die Schicksale der jüdischen Gemeinde in der Stadt einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Die fortlaufende Pflege und Erweiterung der Tontafeln sowie die regelmäßigen Veröffentlichungen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Weilburg zeigen das anhaltende Engagement und die Wertschätzung für die Erinnerungskultur in der Stadt.
Schicksale aller jüdischen Weilburger
